Rotes Kreuz fordert dringend finanzielle Unterstützung der Politik zur Sicherstellung seiner Einsatz- und Arbeitsfähigkeit
Der DRK Landesverband Oldenburg ist Teil des überregionalen Krisenstabes der Polizeidirektion Oldenburg, während die Kreisverbände des DRK in den Krisenstäben der Landkreise eingebunden sind. Für die Rotkreuzverbände bahnt sich neben Corona eine weitere Krise an und zwingt die Hilfsorganisation zu einem dringenden Appell an Politik in Bund und Land.
Oldenburg, den 27.03.2020
Alle DRK Kreisverbände in der Region Oldenburg – von Wilhelmshaven im Norden bis Vechta im Süden – stehen zurzeit in engem Kontakt mit den Gesundheitsämtern und Behörden der Landkreise. Man bereitet sich strategisch darauf vor, Krankenhäuser und Gesundheitsämter mit Einsatzkräften und Sachmitteln bei der zu erwartenden Zunahme der Fallzahlen zu unterstützen. „Wir haben unsere Krisenpläne aktiviert und werden die staatlichen Stellen bei Bedarf sofort unterstützen“, stellt Daniela-Florina Udrea, Landesgeschäftsführerin des DRK Landesverbandes Oldenburg e.V., heraus. „Im Katastrophenschutz halten wir beispielsweise mobile Versorgungszelte bereit, sodass wir Schleusen vor Krankenhäusern binnen kurzer Zeit aufbauen und ein COVID-19-Screening ermöglichen können.“
„Unsere ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sind vorbereitet und einsatzbereit. Wir werden schnell und unkompliziert Hilfe leisten, wo es erforderlich wird“, erläutert Peter Deyle, Geschäftsführer des DRK Kreisverbandes Wesermarsch e.V.. „Unsere Funktion als nationale Hilfsgesellschaft nehmen wir ernst. Es geht darum, unser Gesundheitssystem im Land handlungsfähig zu halten und alle Patienten medizinisch gut versorgen zu können“, betont er.
Die Maßnahmen, die zur Eindämmung der Pandemie ergriffen wurden, stellen allerdings die Rotkreuzverbände jetzt auch selbst vor große Herausforderungen. „Genau wie andere Unternehmen auch, haben wir in vielen Bereichen zurzeit mit Einnahmeausfällen zu kämpfen“, mahnt Carl-Martin Köhler, Geschäftsführer des DRK Kreisverbandes Jeverland e.V.. „Erste-Hilfe-Ausbildung, Sanitätsdienste für Veranstaltungen, Betreuungsangebote für Senioren oder Schulbegleitung, das alles kann momentan nicht stattfinden. Auch in den Fahrdiensten und der Kita-Speisenversorgung haben wir Auftragseinbrüche.“
Die Personal- und Sachkosten laufen aber weiter, denn anders als andere Arbeitgeber kann das DRK sein Personal nicht pauschal in Kurzarbeit schicken. „Bei uns sind viele Hauptamtliche in einer Doppelrolle“, erklärt Jan Hoffmann, stellv. Geschäftsführer des DRK Kreisverbandes Cloppenburg e.V., „Im Normalfall arbeiten sie in der Wohlfahrtspflege, doch jetzt brauchen wir sie, um unseren Aufgaben als nationale Hilfsgesellschaft vollumfänglich nachkommen zu können. Das Problem ist, dass unseren Ausgaben im Kampf gegen das Corona-Virus keine Einnahmen gegenüber stehen. Die Finanzierung der Rotkreuzarbeit ist gefährdet.“
Die regionalen Rotkreuzverbände sind daher dringend auf eine staatliche Unterstützung angewiesen. „Wir brauchen eine verbindliche Zusage aus der Politik, dass die durch die Corona-Maßnahmen entstehenden Kosten der DRK-Kreisverbände aufgefangen werden.“, betont Michael Pleus, Geschäftsführer des DRK Kreisverbandes Delmenhorst e.V..
Die Einnahmeausfälle, die wir derzeit verzeichnen, können zu einem späteren Zeitpunkt nicht wieder reingeholt werden. Der Staat baut bei der Bekämpfung von COVID-19 auf unsere Expertise und unsere geschulten Einsatzkräfte. "Wir brauchen jetzt seine Unterstützung, damit wir ein verlässlicher Partner sein und unseren gesamtgesellschaftlich wichtigen Auftrag erfüllen können – jetzt, und auch nach der Krise.“ fasst die Landesgeschäftsführerin Daniela-Florina Udrea zusammen.
Die Verbände des Deutschen Roten Kreuzes in der Region Oldenburg tragen in diesen Tagen engagiert und couragiert zur Bewältigung der Corona-Krise bei. Sie unterstützen und versorgen Ältere, Risikogruppen und Menschen, die sich in Quarantäne befinden, täglich mit Mahlzeiten und nachbarschaftlichen „Einkaufsdiensten“. Der „DRK Medikamentenservice“ holt wichtige, rezeptpflichtige Medikamente beim Hausarzt ab und liefert sie den Betroffenen nach Hause. Ein besonderes Projekt läuft in der Stadt Oldenburg an: hier beginnt das DRK in den nächsten Tagen damit, Bürger zu sogenannten „Hilfspflegern“ zu qualifizieren. Damit möchte man Corona-bedingten Engpässen in der Pflege bereits frühzeitig entgegenwirken. Im Landkreis Wesermarsch wurde aktuell ein Helfer-Onlineportal gestartet, das ungebundene Freiwillige, die über eine „medizinische Vorerfahrung“ verfügen, koordiniert. Die aktuelle Situation stellt alle vor neue Herausforderungen und die Reaktionen der Menschen sind sehr unterschiedlich: Während einige die Lage zu leicht nehmen, nehmen andere sie zu schwer. Gerade alleinstehende Senioren fühlen sich derzeit oft isoliert und nehmen den „DRK Telefonpaten-Dienst“ gerne in Anspruch. Ehrenamtliche DRK-Mitarbeiter erkundigen sich nach dem Befinden und nehmen sich Zeit für ein persönliches Gespräch am Telefon, um die Ängste und Sorgen der Älteren aufzufangen und Fragen zu beantworten. Dies sind nur einige Beispiele, in denen das Deutsche Rote Kreuz zurzeit aktiv hilft.
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