Uni-Medizin Oldenburg: Offener Brief des Präsidenten des DRK Landesverbandes Oldenburg

Helmut Gels, Präsident des DRK Landesverbandes Oldenburg, wendet sich in einem offenen Brief an Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und Wissenschaftsminister Björn Thümler mit der Forderung, die nächsten notwendigen Schritte zur Sicherstellung des Neubaus zu gehen.

 

Offener Brief

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Weil,
sehr geehrter Herr Minister Thümler,

ich wende mich heute als Präsident des DRK Landesverbandes Oldenburg e.V. mit der Bitte an die Niedersächsische Landesregierung und Politik, im laufenden parlamentarischen Haushaltsverfahren die Finanzmittel für die European Medical School (EMS) für die notwendigen Investitionsmaßnahmen doch noch in den Haushalt 2021 aufzunehmen.

Die Nichtaufnahme der Investitionskosten für den Neubau der Uni-Medizin in Oldenburg, und das damit voraussichtliche Ende dieses neuen und guten europäisch-wissenschaftlichen Ansatzes, wird dazu führen, dass eine wirtschaftlich starke Region, die auch für Niedersachsen eine große Bedeutung hat, auf Dauer ihre wirtschaftliche Kraft nicht mehr für das Land aufrecht erhalten kann. Eine gute medizinische Versorgung und ein dazu begleitender wissenschaftlicher Aufbau sind für die Aufrechterhaltung und vor allem die Entwicklung der Wirtschaft in dieser Region unabdingbar.

Bereits in meiner Funktion als Bürgermeister von Vechta habe ich die Chancen, die die Neuentwicklung der EMS in unsere Region vermittelt hat, nicht nur schätzen gelernt, sondern ihren unmittelbaren Benefit für meine Stadt erfahren können. So hat die Zusammenarbeit der Hausärzte und Kliniken in Vechta mit der EMS nicht nur eine Qualitätssicherung der bestehenden guten medizinischen Versorgung in unserer Region sichergestellt, sondern trägt gleichzeitig dazu bei, die medizinische Versorgung im ländlichen Raum auch überhaupt nachhaltig sicherzustellen.

Noch einmal, der unbestreitbare Erfolg der Region ist nur auf Dauer dann sicherzustellen, wenn das Angebot mit einer entwickelten EMS auch konsequent weitergeführt wird. Diese Erkenntnis ziehe ich aus vielen Gesprächen mit hiesigen Unternehmerinnen und Unternehmern, die bei ihren Standortentscheidungen, und auch bei Standortentwicklungen den Anspruch einer qualitativ hochwertigen medizinischen Grundversorgung als maßgeblich für diese unternehmerischen Entscheidungen herausgestellt haben. Das diese Notwendigkeit mit der Entwicklung der EMS auf den richtigen Weg gebracht worden ist, wird von der örtlichen Wirtschaft uneingeschränkt so gesehen und bei Planungen entsprechend berücksichtigt und auch nach außen getragen.

Meine Argumentation hierzu kommt aber auch aus dem Blickwinkel meines jetzi-gen Amtes als Präsident des DRK Landesverbandes Oldenburg: Im Bereich der Entwicklung eines auch in Zukunft funktionierenden Rettungswesens und in Hin-blick auf die steigenden Anforderungen bei der Notfallversorgung der Bevölkerung  gerade im ländlichen Raum (Stichwort „Gemeindenotfallsanitäter“ als Antwort auf eine sich verändernde Ärztelandschaft), gibt es bereits eine enge Zusammenarbeit zwischen DRK-Kreisverbänden (z.B. Cloppenburg) im Landesverband Oldenburg und der medizinischen Fakultät der Universität Oldenburg. So ermöglicht der Bereich der Versorgungsforschung nunmehr eine wissenschaftliche Evaluation dieses deutschlandweit einmaligen Erfolgsprojektes. Nur durch die sektorenübergreifende Forschungsarbeit, wie sie hier vorbildlich praktiziert wird, kann eine wirtschaftlich sinnvolle und dauerhafte Etablierung solch neuer Rettungsmittel ermöglicht werden.

Gerade auch mit dem neuen europäischen Ansatz der EMS hat Niedersachsen und damit die Region Oldenburg die Chance, in der Uni-Medizin national und international mitzuhalten.

Durch die jüngsten Erfahrungen aus der Corona-Krise wird zudem klar, dass wir auch in der unimedizinischen Herausforderung in Niedersachsen breit aufgestellt sein sollten, um bei zukünftigen, vergleichbaren gesellschaftlichen Anforderungen wie der aktuellen Corona-Pandemie sachgerecht und regional angemessen rea-gieren zu können. Seit Beginn der Pandemie sind tausende ehrenamtliche Helferinnen und Helfer des DRK im Einsatz, um die deutsche Bevölkerung und die Behörden zu unterstützen.

Insoweit ist es für uns als regional betroffener Landesverband im DRK nicht nachvollziehbar, dass das Land sich in der notwendigen Entwicklung des gesetz-ten Ansatzes zur EMS  aus der konsequenten politischen weiteren Verantwortung hierzu zurückziehen will.

Der unimedizinische Ansatz der EMS ist und bleibt ein Garant für eine nachhaltige Sicherstellung der Gesundheitsversorgung im Nordwesten Niedersachsens, mit besonderem Augenmerk auf den ländlichen Raum und dessen nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung.

Ich bitte Sie daher, sehr geehrter Herr Ministerpräsident Weil, sehr geehrter Herr Minister Thümler, eindringlich, auf dem beschrittenen Weg zu bleiben und konsequent für die nächsten notwendigen Schritte die finanziellen Voraussetzungen zu setzen.

Für eine weitere gute Zusammenarbeit mit dem Land Niedersachsen aber auch für Fragen in diesem Zusammenhang stehen wir gerne zur Verfügung und werden Sie in der weiteren Entwicklung der EMS, wo immer möglich, aktiv unterstützen.

 

Mit freundlichem Gruß

Helmut Gels
Präsident | DRK Landesverband Oldenburg e.V.

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