Interview mit DRK-Präsident Dieter Holzapfel
Anlass: Weltrotkreuztag 2017 am 8. Mai Dieter Holzapfel erklärt, warum das Deutsche Rote Kreuz, eine der bekanntesten Organisation der Welt, für seine Arbeit werben muss.
Frage: Herr Holzapfel, warum gibt es überhaupt einen Weltrotkreuztag?
Holzapfel: Das Rote Kreuz ist vor über 150 Jahren von Henry Dunant gegründet worden. Allerdings führte die Organisation zuerst ein Schattendasein. Die erste große Bewährungsprobe gab es im Ersten Weltkrieg. Beim Internationalen Roten Kreuz gab es daraufhin den Plan, die Organisation bekannter zu machen. Dafür wurde der Weltrotkreuztag eingeführt. Er findet jedes Jahr am 8. Mai statt, dem Geburtstag von Henry Dunant.
Frage: Offenbar mit Erfolg.
Holzapfel: Das Rote Kreuz bekannt zu machen, ist heutzutage gar nicht mehr nötig. Denn 98 Prozent der Menschen weltweit wissen etwas mit dem DRK anzufangen. Damit hat die Organisation einen höheren Bekanntheitsgrad als zum Beispiel Coca Cola.
Frage: Warum ist dann so ein großer Aktionstag nötig?
Holzapfel: Bekanntheit ist nicht alles. Das Rote Kreuz war sehr geprägt durch die beiden Weltkriege. Ich habe noch viele Menschen gekannt, die ihr Leben lang dem DRK verbunden waren, weil ihnen im Zweiten Weltkrieg von dessen Mitarbeitern geholfen wurde. Sie haben diese enge Verbindung auch an ihre Kinder weitergegeben. Bei der nachfolgende Generation ist dieser direkte Bezug verloren gegangen.
Frage: Woran machen Sie das fest?
Holzapfel: Wir hatten in Deutschland einmal über vier Millionen Mitglieder, jetzt sind es nur noch knapp drei Millionen. Die meisten Mitglieder sind ältere Menschen, im Durchschnitt sind sie deutlich über 65 Jahre alt. Viele sind in den letzten Jahren verstorben. Im Landesverband sieht es ähnlich aus. Wir hatten mal 45?000 Mitglieder, jetzt sind es nur noch rund 30000.
Frage: Was sind die Folgen?
Holzapfel: Kaum jemand macht sich Gedanken, wie das DRK eigentlich finanziert wird. Die meisten denken, dass wir eine staatliche Organisation sind oder dass wir durch Wirtschaftsbetriebe finanziert werden. Es ist also eine wichtige Aufgabe für die Zukunft, darauf aufmerksam zu machen, dass wir Unterstützung brauchen. In der heutigen Zeit ist es allerdings schwer, Menschen davon zu überzeugen, sich an eine Organisation zu binden. Das ist eine Entwicklung in unserer Gesellschaft. Das sieht man auch bei Sportvereinen oder bei Parteien.
Frage: Welches Ziel hat also der Aktionstag in Oldenburg?
Holzapfel: Wir müssen an solch einem Tagen zeigen, was wir machen. Das geht vom Rettungsdienst über den Katastrophenschutz bis hin zum Blutspendewesen. Das sind Dinge, mit denen jeder einmal in Kontakt kommen kann, zum Beispiel im Bevölkerungs- und Katastrophenschutz. Vielleicht können wir ja den einen oder anderen dazu bringen, sich über das Rote Kreuz zu informieren und in Zukunft unsere Organisation durch Kleider-, Zeit-, Blut- oder Geldspenden zu unterstützen.
Am Montag, 8. Mai, wird Dieter Holzapfel gemeinsam mit Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann sowie Thomas Kossendey, Präsident der Oldenburgischen Landschaft und Botschafter für das DRK, den Aktionstag in Oldenburg besuchen.
Der DRK-Präsident hofft, dass der Aktionstag ein Bewusstsein dafür schafft, wie wichtig die Unterstützung, in welcher Form auch immer, für die Organisation ist."
aus: NWZ 3.5.2017, Patrick Buck